Wir waren es satt, ständig mit der blauen IKEA-Handtasche herumlaufen zu müssen, und so gingen wir los um uns ein anständiges Modell zu besorgen. Der neueste Schrei auf dem Samstagmorgen-Flohmarkt waren gerade Fahrräder, die komplett gold lackiert waren - sogar die Speichen, die Pneus und der Sattel waren ganz in gold. Wir sahen sie schon vor dem Flohmarkt in Seitenstrassen vor Hauseingängen herumstehen, jemand hatte ein gutes Gespür für Guerillamarketing gehabt und die Verkaufsobjekte gleich selber als Werbung benutzt. So musste es den Anschein haben, als ob das halbe Szeneviertel so ein Rad bereits sein Eigen nennt. In Sachen Handtasche wurden wir alledings nicht fündig.
Jun 14, 2008
Jun 12, 2008
unbekannte Spezies
Als Studenten waren wir so mittellos, dass wir nicht einmal eine Küchenwaage hatten. Unsere gekochten Gerichte gerieten durch die Unmessbarkeit der Zutaten immer sehr reich an einer Komponente, während die anderen Gemüsesorten oder Saucenbestandteile sich kaum durch den alles beherrschenden Geschmack dieser einen Megakomponente durchsetzen konnten und so jedes gekochte Gericht nach einer bestimmten, stets anderen Sache schmeckte. An Abwechslung mangelte es also nicht. Weil wir kein Auto hatten, mussten wir stattdessen Fahrrad fahren. Durch einen glücklichen Zufall gab es vor unserem Block sogar einen Fahrradständer. Die dort abgestellten Fahrräder aber fand man nie am selben Ort wieder, wir vermuteten, dass der schmierige Frisörladen im Erdgeschoss den Ständer als sein Eigentum ansah und für Kunden reservieren wollte. Jedes Mal stellte also die Besitzerin unsere Fahrräder in den schmalen Durchgang zum Hinterhof, und wir mussten jedesmal unsere Fahrräder aus dem Gewirr der anderen dort befreien und kamen zu spät zu allen wichtigen Terminen. Irgendwann bekamen wir Post von der Verwaltung. Sie forderten, dass wir unsere Fahrräder bitte nicht in dem schmalen Durchgang abstellen sollten, da sonst die Feuerpolizei nicht durchkäme. Feuerpolizei? Während der gesamten Dauer, die wir dort wohnten, haben wir diese Spezies nicht ein einziges Mal zu Gesicht bekommen, weder die Kunden des Frisörgeschäftes, noch die Feuerpolizei.
Jun 7, 2008
News von Gott
Gestern war die Generalprobe für den Auftritt der Freude. Das Wetter hatte sich extra ein wenig zurückgehalten, die Wolken blieben aber da, sie wollten die Show nicht verpassen. Irgendwann hiess es, alle aussteigen, die die normale Route fahren wollen, wir drehen hier ab, Innenstadt gesperrt. Die Strassen waren noch etwas leer, die Stände zahlreich, ein Riesenrad drehte sich hell erleuchtet, aber unbesetzt. Alle waren ein bisschen unsicher, oder schien es nur so? Woher kamen überhaupt all die Leute? Woher wussten sie davon. Als Verschmäher der Lokalpresse hatte ich von der Generalprobe natürlich nichts mitgekriegt. Ich nahm trotzdem teil. Im placebo-Stadion, in dem die Spiele auf Leinwand verfolgt werden können, lief irgendeine Show, auf einem Podest im Fluss wurde gesungen, Feuerakrobatik, laute Musik, Feuerwerk. Der Fluss und die Uferzone des Sees waren artig mit Bojen abgesperrt und Polizeiboote patrouillierten. An der Kirche, die erst in einem wunderbaren blau-weissen-Streifenmuster angestrahlt wurde, dann mit dem üblichen Schweizerkreuz, hingen elektrische Laufbänder wie Newsanzeigen von Gott. Anscheinend konnte man dort seine Botschaft hinsenden wie bei MTV oder VIVA, es kamen Sprüche wie"Hopp Schwiiz" oder "Laura baby, your parents love you.", trotzdem fragte später jemand "HEY Guys! Where are the english fans??". Zwischen den Botschaften kam Religiöses. Wir taumelten durch die Bars und hatten und fest vorgenommen, fröhlich zu sein. Im Helmhaus waren Konzerte, es wurde voller. Später zur Free Warm-up Party im Rosalys, wo die Restaurantfläche eine Tanzfläche war.
Subscribe to:
Posts (Atom)