Jan 3, 2010

the happening world

Meine Mitbewohnerin sagt: «Du klingst wie ein 70jähriger Opa!»
Und das, bloss weil ich an einem Sonntag, dem letzten Ferientag immerhin, geäussert habe, dass es ein super Tag sei und ich einen Spaziergang machen möchte. Kurze Zeit später wird sie mir vorschwärmen, dass sie die Sonne und das Meer im nahen Osten sosehr vermisst, sich mit dem Winter in Berlin zwar arrangieren kann, aber eben, das Meer...

Bei solchen Träumereien bin ich für meinen Pragmatismus dankbar, so opahaft er auch sein mag. Was für eine Zeitverschwendung, sich in ein Zimmer mit offenen Fenstern und Meerblick zu wünschen, wo man der saudade frönen kann. Wieviel nüchterner meine Herangehensweise, die Laune auf südliche Länder für den Urlaub aufzusparen, und sich erstmal im Winter zurechtzufinden. Wir haben genug zu lesen, ein prächtiges Abendessen vor uns, und gerade klart es mal wieder auf. Aber so läuft das eben nicht in Deutschland, und vor allem nicht in Berlin: Es muss schon Fernweh sein, am liebsten einmal morgens, mittags und abends, vermischt mit der Verkündung des Mangels der halb-kontinentalen Wohnlage hier. So stand es einst auch in der ehemaligen Kunstzeitung Liebling. «Die Deutschen wollen sich ihre perfekte Welt zurechtträumen, herbeimoralisieren.» Einfach dort hinzufahren, wo es sie möglicherweise gibt, kommt nicht in die Tüte.

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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.