Oct 8, 2008

Fast Frankfurt I

Reiseaufzeichnungen, Woche 1
Geistesbewegung hin oder her, auf Dauer wird der Körper müde, wenn er am selben Ort bleibt. Und so endete das Kapitel Zürich gegen 4 Uhr an einem Freitag unter sonnig-dunstigem Himmel. Die Benommenheit, die sich mit dem Wetter einstellte, passte gut zur Unwirklichkeit des Abschieds; gerade noch Professorenhände geschüttelt und Prüfungsfragen beantwortet, schon das letzte Mal aus dem Chemiegebäude gelaufen, schon wie bewusst die letzten Blicke auf das Landschaftspanorama und die vom Flughafen startenden Spätnachmittagmaschinen geworfen, schon das letzte Mal joggen gegangen durch den nahen Wald. Die Bewegung des Wegfahrens, des Loslassens, hält länger an, gleich wird die Reisetasche gepackt, gleich wird sich eingestellt auf eine interdisziplinäre Seminarwoche in der Toskana mit viel Esoterik und gutem Essen und gutem Wein. Eine Zeit, in der ich, ganz kurz nur, Abstand nehmen kann vom ständigen Verschwinden. Hier, in der Toskana, unter dem schweren Himmel des Herbstes, unter den Ästen der Kiefern, den Sternen, im Garten neben dem Eingang zur Capella, neben dem Gehege der Landschildkröten, hier tauchen Freude und Gelassenheit wie Geister hinter den sterbenden Überresten des Studiums auf, und ausserdem die interessantesten Leute der Hochschule in Zürich. Was sich auch einstellt, ist eine Ruhe nach dem Studium. Der mit Reisen vollgestopfte September drohte, besorgniserregend zu sein, bevor er überhaupt begonnen hatte.

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