Ein hingeklatschtes «BEH», vokalisiertes «OA», dann, singhaft leicht erhoben, das scharfe «ÄSS», und schliesslich das «ÄFF», das wie ein feuchter Händedruck daherkommt. Voilà, das ist die rheinland-pfälzische Interpretation unseres Firmennamens, der ja eigentlich rechts-rheinischen Ursprungs ist («Badische Anilin- und Sodafabrik»), aber kurz nach der Gründung 1865 nach Ludwigshafen in die damals bayrische Rheinpfalz gewechselt ist, wo es vom König erstmal Subventionen gab. Die Pfälzer («Pälzer» im O-ton) dominieren auf Laborebene, um sie und ihren Dialekt kommt man nicht umhin. Sie wohnen zwischen Rebbergen an der Weinstrasse, in Frankenthal, Landau oder Speyer und reisen so von weit her an, weil sie sehr heimatverbunden sind. Die Pfälzer sind freundliche und offene Menschen, nicht so brav wie die vielen Gutmenschen aus Baden-Württemberg. Und zumindest einige Kollegen aus der Gruppe haben es faustdick hinter den Ohren. Die Gruppe: Das ist Gruppenleiter Ebel, ein gesetzter, älterer Mann mit Schnurrbart und ruhigem, wenn auch pfälzischem Auftreten. Er hat das Amt seit 20 Jahren inne. Ihm unterstellt sind die Laborleiter, jüngere Exemplare, die sich erstmal die Sporen verdienen müssen. Mein Chef zum Beispiel kommt gerade von einem Postdoc-Aufenthalt in San Diego beim Halbgott der Organischen Chemie höchstpersönlich: Professor KC Nicolaou. In seinem Team geht es eher ruhiger zu und her, im Labor aber bin ich ohnehin mit Laboranten von anderen Teams zusammen, und bei uns steppt der Bär. Wie ich von anderen Praktikanten erfahren habe, bin ich in eines der lebendigsten und nettesten Laborteams geraten, mir wird immer geholfen und wir haben viel Spass. Zwar hat nicht jeder seinen eigenen Computer-Arbeitsplatz, aber eine Kollegin ist nur jede zweite Woche da, also komme ich immer irgendwo unter. Auch habe ich genügend «bench»-Freiheit, einen riesigen Abzug und genügend Material und Laborutensilien. Schon nach zwei Wochen herrscht bei mir eine gesunde Ordnung, die sich mit dem umliegenden Chaos paart. Ich bin schon wieder verliebt in das Geäst der Wasserschläuche und Glasapparaturen, in die Reaktionsbeschreibungen und Analysenaufträge, in die bunte Pampe und die Ölheizbäder. In der BASF wird weniger akademisch gearbeitet, wir werden anders eingekleidet. Weisse Labormäntel sind passé, möglicherweise will man den Laboranten einen so kompetenten Eindruck nicht gönnen, wie ihn der Kittel erzeugt. Die zur Verfügung stehenden Kittel sind grau, deswegen trägt sie fast niemand. Die meisten arbeiten in Blaumann und weissen Antistatik-Schuhen, die sehr bequem sind. Für obenrum gibt es als Alternative (anstelle der schnöden blauen Jacke) ein schlichtes blau-graues Baumwollhemd, das gerade mit hochgekrempelten Ärmeln eher an Atelierkleidung erinnert als an Handwerker im Labor. Mein Lieblingsstück, natürlich.
Ein Bild der Forschung aus Universitäts-Zeiten. In der BASF sind Fotoapparate natürlich streng verboten.
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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.