Reiseaufzeichnungen, Woche 2
Die völlig zeitlose und gedächtnislose Landschaft der Toskana trug dazu bei, dass ich mich schon nach einem Tag nicht mehr an mein ursprüngliches Vorhaben erinnern konnte. Mein Vorhaben war das Vergessen gewesen. Vielleicht aber hatte ich bereits vergessen, und ohne Mobiltelefon und Email fehlte mir schlichtweg jede Möglichkeit, mich zu erinnern. Nach den sieben Tagen der Seminarwoche waren wir komplett satuiert, sowohl was den Körper anging, den wir schon vom zweiten Tag an, vom reichhaltigen Essen gefüllt, durch die Gänge und über Treppenläufe schleppen mussten, als auch, was den Geist anging. Wir hatten gefunden, wonach wir nicht gesucht hatten, die Augen blickten begeistert auf alles, was da kommen möge und die Ohren summten vor mattem Glück. Und als der Wüstenwind der Sahara nach Kontinentaleuropa heraufblies und die Luft stickig wurde und undurchdringbar, machten wir uns auf den Weg zurück nach Zürich, wo ich mich von der ersten Minute an nunmehr als Tourist fühlte, als jemand, der kurz etwas erledigen muss und dann geht. Ich hatte gleich mehrere Sachen zu erledigen, einige bürdete ich einem Freund auf, der für unsere Wohnung die Schlüsselübergabe regelte, wir betranken uns das letzte Mal an einem Freitag, ich holte das Bier wie üblich in der Brauerei nebenan. Der Besitzer des Brauhauses wünschte mir eine gute Reise und lud mich ein, wenn ich mal wieder in Zürich wäre, auf ein Glas vorbeizukommen. Er wusste nicht, dass ich gerade in diesem Moment «mal wieder» in Zürich war. Der zweite Mietwagen in dieser Woche war ein komfortabler Vectra, der am Tag darauf meine restlichen Habseligkeiten in seinen grossen Kofferraum aufnahm. Die Wegfahrt erzeugte ein tolles Gefühl, das nur dadurch gedämpft wurde, dass ich mich erst an das moderne Auto gewöhnen musste. Bis Freiburg regnete es, erst dann gab ich Gas und jagte mit mehr als 200 Stundenkilometern Richtung Norden, Richtung Frankfurt.
Subscribe to:
Post Comments (Atom)
No comments:
Post a Comment
Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.