Reiseaufzeichnungen, Woche 2
Ich kam an einem Samstagabend an, es war warm und die Leute auf den Strassen hilfsbereit bei der Wegbeschreibung. Das Navi des Wagens kannte die halbe Welt, aber nicht die Quadratstadt Mannheims, in der es schwierig ist zu navigieren, alles schmale Einbahnstrassen. Wir luden die Bücherkisten in den Keller und hievten den Rest die vier Stockwerke des Altbaus hoch. Endlich war ich da. Zürich, die Toskana, das Studium und die Freunde liegen plötzlich in weiter Ferne, jenseits der Grenze. Auf der Fahrt habe ich eine CD von Plastikman gehört, die ungekannte Töne durch die Lautsprecher des Autos in den Innenraum geschickt hatte und mich so, eingelullt, den Umzug vergessen liess. Kurz vor der Ausfahrt waren die riesigen Produktionsbauten des BASF Industriegeländes am Rand der Autobahn vorübergezogen. An den Enden der Schlote hingen wie müde Geisterfahnen die Rauchsäulen des Betriebs. Jetzt bin ich da, in diesem Augenblick, in den Quadraten, Mannheim, würziger Geruch in der Luft von der nahen Schokoladenfabrik, deren Schornsteine ebenfalls nachts qualmen. Ich denke nicht an die Arbeit, noch nicht. Zuviel liegt noch dazwischen. In der Küche sitzen sie alle, die drei Mitbewohnerinnen meiner Bekannten. Es ist dunkel in der Wohnung, und Kerzen scheinen. Wir trinken Wein. Ich komme langsam an. Dann gehen wir zu dritt in die «Alte Feuerwache» auf der gegenüberliegenden Seite des Neckars, wo ich die ersten Stunden der frischen Nacht, des frischen Lebens tanzend verbringe.
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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.