Träume erfordern Schlaf. Den ersten ausgedehnten, häufigen, mir endlos erscheinenden Schlaf habe ich in der Ukraine erlebt, wo sich mein Schlaf-Wach-Rhythmus gelegentlich demjenigen meiner Gastgeber anglich und ich länger im Bett lag, als mir lieb war. Hier lernte ich zu liegen.
Schon in der Ukraine brachte der Schlaf Träume mit sich, die mal wie halbverdaute Erinnerungsfetzen, mal wie zukunftsschwangere Ahnungen daherkamen. Sie hinterliessen ein seltsames Gefühl beim Aufwachen; es kam mir vor, als ob ich viele Stunden lang geschlafen hätte, dabei viel erlebt; dennoch waren die Erinnerungen unvollständig und die Träume meist nicht sinnvoll beendet.
Zurück aus der Ukraine, in Berlin, war der Schlaf noch etwas beinahe Freiwilliges gewesen, bei Tage war ich ohnehin etwas benommen durch das spätherbstlich schöne Wetter der Stadt gereist. In Mannheim hatte der Schlaf bereits etwas zwanghaftes, ich wurde von einer Müdigkeit überrollt, der ich mich nicht zu widersetzen wusste.
Auch wenn der Rhythmus der Arbeit genau derselbe war wie während dem Studium - ich stand um sechs auf und ging gegen 12 ins Bett - hielt ich ihn nur noch mit Mühe durch. Abends in den Bars und Kneipen fing ich gegen neun Uhr an zu gähnen. Richtig müde war ich nicht, nur dieser beängstigende Drang zu Gähnen war da.
Ich schob es auf die Haltung. Meine Haltung hatte etwas gemähliches angenommen, einen beruhigteren Takt. Die Arbeit ging leicht von der Hand, ich kam gut klar in der Stadt. Aber war das Leben wirklich ein ruhiges geworden? Mitnichten. Gerade deswegen fiel mir diese Scheinmüdigkeit so schwer. Zuhause fielen mir bei der Abendlektüre nach 20 Seiten die Augen zu, und wenn ich rausging, schlief ich zwar nicht ein, musste aber gähnen wie ein total Übernächtigter. Ich liess mich nicht von der Haltung beeindrucken - ich ging weiter aus, und gähnte eben verhalten.
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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.