Mar 22, 2009

Malen nach Zahlen

Vielleicht wird das Jahr 2009 schlussendlich positiv in Erinnerung bleiben, weil viele Menschen ihr Zahlenverständnis mal um einige Grössenordnungen nach oben erweitert haben. Diesen Eindruck hat zumindest, wer im Wirtschaftsteil der Samstagsausgabe eine Erklärbox findet, in der nochmal der Reihe nach aufgezählt wird:

Million - 1'000'000
Milliarde - 1'000'000'000
Billion - 1'000'000'000'000
Billiarde - 1'000'000'000'000'000
usw.

Kleinlich dagegen erscheinen die vom Autor geäusserten Bedenken bezüglich der Sprachen- oder wohl eher Zahlenverwirrung zwischen Deutsch und Englisch. Was den Anglosachsen nämlich die «billion» ist, wird bei uns noch «Milliarde» genannt. Wo ist da der Unterschied, wenn in derselben Zeitung schon im Deutschen die Begriffe «Million» und «Milliarde» vertauscht werden, so wie am Donnerstag bei der Berichterstattung über die Konjunkturhilfen. Auf der nach oben ohnehin offenen Finanzmarktstabilisierungsskala ist diese Differenz unbedeutend. Immerhin plädiert der Autor anschliessend dafür, dass die Finanzmärkte auf jene Zählweise zurückgreifen sollten, die auch in der Naturwissenschaft Verwendung findet: das Zählen in Potenzen. Wenn die Banken gleich zu Beginn einige echte Mathematiker eingestellt hätten, wäre es vielleicht gar nicht erst zu dieser Krise gekommen.
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Apropos Krise: aus der F.A.S.

«Wenn noch mal irgendwer das Wort "Krise" in den Mund nimmt, kriegt er von uns ein Buch an den Kopf, und wenn er Pech hat, ist es das von Kurt Beck. Einem muss ja jetzt endlich mal die Schuld gegeben werden an der miesen Lage und an der miesen Laune; und wenn es die Banker nicht sind und der Kapitalismus nicht sein darf - wir hätten da durchaus jemanden auf dem Kieker: Denn wenn die Bankenkrise in Wahrheit eine Vertrauenskrise ist, dann ist das zwar möglicherweise
auch ein Problem für die Wirtschaft, eigentlich nennt man den Sachverhalt aber Literatur, und zwar schlechte: Um beim besten Willen nicht mehr daran glauben zu können, was an Versprechungen so alles auf Papier gedruckt wird, braucht man noch nicht mal unbedingt eine Aktie, ein Zertifikat oder einen Geldschein - das Gesamtwerk von Hans-Olaf Henkel tut es zum Beispiel auch.»

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