Feb 5, 2009

Vergesslichkeitsbekundungen

Von Aufforderungen umgeben, nochmal anzurufen, mehrmals daran zu erinnern, es aufzuschreiben, es rot anzustreichen, es sich einzukreisen, frage ich mich: Wozu haben wir eigentlich ein Gehirn? Woher kommt diese Erinnerungsunfreudigkeit, das völlige Misstrauen seinem eigenen Gedächtnis gegenüber? Oder: Sollte es im Gegenteil ein Zeichen äusserster Freundschaft sein, wenn mir eingeladene Gäste ihr Erscheinen duch die Geste versichern, dass sie es sich im Terminkalender eingetragen/rot angestrichen/eingekreist haben? Will ich denn wirklich in die papierne Sinnlosigkeit einer Agenda eindringen? Sollte es mich zufriedenstellen, meine Freunde nur noch dadurch reanimieren zu können, indem ich ihre elektronikgestützte Erinnerung durch dreimalige Anrufe vor unserem Treffen aktiviere? Das Outsourcing der Gedanken erinnert geradezu an Dumbledores Denkarien aus Harry Potter.

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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.