Reiseaufzeichnungen, Woche 1 / 18.08.
Auf der Strasse unweit des Oktagon-Platzes treffe ich drei junge Berliner, die sich mir auf der Suche nach einem guenstigen Hostel mit freien Betten anschliessen. Es ist hoechste Hochsaison in Budapest; unweit der Hauptstadt findet auf einer Donauinsel das Sziget-Festival mit seinen rund 400'000 Besuchern statt, der Grand Prix der Formel 1 auf dem Hungaroring ist gerade vor zwei Wochen zu Ende gegangen, ueber der Stadt kreisen die schnittigen Einsitzer des Red Bull Air Race; Madonna singt am 22. August im Kincsem Park - kurz, die Hostels verlangen entweder horrende Preise, sind geschlossen oder ausgebucht. Im Unity Hostel, das im dritten Stock eines alten Gebaeudes sitzt und zum ruhigen und kuehlen Innenhof geht, vermittelt uns die freundliche Receptionistin an ein Hostel einige Strassen noerdlich im siebten Distrikt. Wir kommen schliesslich im "orphan hostel" unter, tatsaechlich in einem alten Waisenhaus angesiedelt, mit klinischen Fluren, Zimmern und einem Speisesaal wie im Film. Von hier ist es nicht weit zum "instant", einem Kunst/Bar-Projekt, das wir nachts besuchen. Ein ganzer Wohnblock samt Innenhof wurde in eine Barlandschaft umgestaltet und mit wild zusammengewuerfelten Moebeln und Graffity dekoriert. Ein gelassenes Montagspublikum gibt sich hier die Klinke in die Hand. Obwohl ich die Gesellschaft der Deutschen zunaechst genossen habe, bin ich nun froh, ab morgen wieder alleine zu sein.
Das Fruehstueck im Hostel ist reichhaltig, auf dem Weg kaufe ich Verpflegung fuer die lange Zugfahrt und dann bin ich schon wieder im Keleti Hauptbahnhof. Wer mit dem Zug von Budapest nach Belgrad will, braucht gutes Sitzfleisch, wenn er ganz backpacker-like auf den Stufen vor der Bahnhofshalle wartet. Der Zug hat stets mindestens eine Stunde Verspaetung, meint Marton, ein freundlicher Ungar, der Deutsch spricht und wahrend des Wartens mit mir Zigaretten und Kaffee teilt. Im Zug gibt es Velours in der ersten und Vinyl in der zweiten Klasse - wir entscheiden uns fuer die Veloursitze, denn so genau nehmen es die Schaffner nicht mit den Tickets.
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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.