Aug 26, 2009

Fast Sarajevo VIII

Reiseaufzeichnungen/Woche 1, 18.08. the balkans, baby!

In der nicht klimatisierten ersten Klasse, in der wir durch die duerre Pustza fahren, kann einem klar werden, warum aeltere Voelker die Sonne als einen Gott verehrt haben: Wer so unerbittlich und leuchtend grell auf die Erde scheint, kann unmoeglich sterblich sein. Meinen ungarischen Mitfahrer, Marton, quaelen noch immer die staatlichen Identifikationsschwierigkeiten mit dem seit der tuerkischen Eroberung nurmehr ein Drittel so grossen Staat. Ausserdem die zahlreichen Ungarn im Ausland, in der Ukraine, Rumaenien und Slowenien! Die Zigeuner, von denen ich hier im Balkan noch viel hoeren werde, sind auch in Ungarn nicht gern gesehen.

Ich stehe mit zwei Litauern am offenen Fenster des Zuges, als wir endlich in Belgrad ankommen. Es ist kurz vor zehn, wir sind um zwei Uhr nachmittags losgefahren. Der Bahnhof ist bei Nacht besehen ein schaebiger Bau. Westliche Herzen muessten hoeher schlagen, wenn sie das Hostel sehen koennten, in das mich ein Schlepper bringt, der auf just unseren Zug gewartet hat. Es ist sauber dort, mit gestaerkter, weisser Bettwaesche, moderner Kueche und 24/7 Reception. Mein Ostherz aber ist damit nicht zufriedengestellt, es hatte sich eine szenische Unterkunft gewuenscht, mit Lokalkolorit. Das kommunistische Treppenhaus und der guenstige Preis versoehnen mich mit dem Gaestehaus, und wenig spaeter geht es mit einer Truppe aus gutgelaunten Australiern und Englaendern erst zum Boerek-Essen an den Busbahnhof, dann in den einzigen geoeffneten Club am Ufer der Save, dessen laute Housemusik bis in die Altstadt heraufklingt und vor dessen Tuer sich die Belgrader Schoenheiten und auslaenische Gaeste in einer langen Schlange bis zu den Taxis aufreihen.

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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.