Nov 7, 2008

Wir nannten es Arbeit VIII

Kontext:
Auf der Fahrt durchs Werksgelände, wenn ich an der GuD I-Anlage vorbeifahre, wo auf der der Strasse zugewandten Seite hinter Gittern die grossen ABB-Transformatoren vor sich hinbrummen, deren Sound mich an die ersten Bassakkorde aus «Thriller» erinnert.

Ein rostiges Dach, das einen zusammengeschusterten Eindruck macht. Ein Kamin, der von einem Stahlgerüst umgeben ist. Ein Gebäude, dessen Ausmasse etwas Bulliges an sich haben, Kantiges, Unwirkliches. Erinnerungen an Tschernobyl, den Reaktor. Ludwigshafen erscheint plötzlich als Prypiat, als Arbeiterstadt neben dem Unglücksort, das Unwesen des Fabrikgebäudes als der Sarkophag von Tschernobyl. Wie lange, bis sich die Katastrophe hierher verschiebt? William Gibson beschrieb einen Charakter in einem seiner Bücher als «das Produkt der Schuttwelle, die den Kern des radioaktiven alten Bonn umschliesst», und Bonn ist keine zwei Autostunden entfernt.

Meine Kette klackert zu sehr, sie sitzt etwas lose, vielleicht ein Glied zuviel drin. Ich werde das Rad am Montag zu der Werkstatt nahe Tor 11 bringen müssen. Keine fünf Minuten, nachdem ich das gedacht habe, sind meine Finger, meine Feinmechanik, mit «Sprühöl 88» vollgesaut, dem hochwertigen Feinmechaniköl mit Additiven für bessere Hochdruckbelastung, Korrosionsschutz und Alterungsbeständigkeit für zuverlässige Schmierung der Feinmechanik, das ich noch am Tag zuvor appliziert habe. Ein Glück, so ging die Arbeit viel leichter.

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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.