«Eines Abends sah sich Lina die Schafe ganz genau an, die sie sonst beim Einschlafen nur zählte.»
Es ist vielleicht diese Art der plötzlich gesteigerten Wahrnehmung, mit der gestern und vorgestern versucht wurde, dem Grundgesetz, der Verfassung, seinem 60jährigen Bestehen Anerkennung zu verleihen. Es gab einen Staatsakt mit Gottesdiest, auf der Strasse des 17. Juni war gestern eine Fanmeile eingerichtet worden mitsamt Panzern der Bundeswehr, die sich selbst spielte, es gab über ganz Berlin verteilt Veranstaltungen, Würdigungen, Ansprachen und es war kein Zufall, dass just an diesem für einmal runden Geburtstag auch die Wahl des Bundespräsidenten anstand und Horst Köhler in die zweite Runde geschickt wurde.
Ich verbrachte den frühen Abend im café des betahauses in Kreuzberg, wo das Projekt «Deine Verfassung» Schüler der Alfred-Wegener-Oberschule in Dahlem zusammengebracht hatte, die sich in der Form von Videos Gedanken über die enorme Wichtigkeit, aber eben auch die enorme Unsichtbarkeit des Grundgesetzes Gedanken gemacht hatten. Mit dazu gab es ein politisches und künstlerisches Rahmenprogramm, Justizministerin Zypries trat auf und Marco Webel trat auf, seines Zeichens Regisseur, Schauspieler und Student der Politikwissenschaft. Mit feiner Sprache und gestützt durch Zitate von Stefan Zweig gewann er der Thematik eines Geburtstags, den man leicht übersieht, eine wunderbar poetische und philosophische Note ab. Wer kennt schon die ersten Artikel unseres Grundgesetzes, fragte Webel herausfordernd. Da stände doch die Würde des Menschen drin und Frauen vermutlich auch. Lest das Grundgesetz, kennt euren Staat. Die handliche Kleinbücher gibts an vielen Regierungsstellen.
Heute beim Aufbacken von 4 Sonntagsbrötchen ganze 3 Brandstreifen am Handgelenk geholt. Das Zitat vom Anfang stammt aus dem Kinderbuch «Das fünfte Schaf» von Harriet Grundmann.
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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.