May 5, 2009

tracking with close-ups

Natürlich vermisse ich die Botschaften mit entsprechenden Zeichnungen, die mir mein Mitbewohner in Zürich zu eingegangenen Briefen legte. «Eine Nachricht von den Behörden» stand dann da bedeutungsschwer, geschrieben mit Edding auf einer dieser kleinen matt rosanenen oder violetten Kärtchen, die in unserer Wohnung überall herumflogen, darunter waren Grabsteine oder Skelette schemenhaft gemalt. Die Behörden - damals noch, in Zürich, konnten sie in unsere Räumlichkeiten höchstens auf diese kafkaeske, selbstironische Weise eindringen. Jetzt, hier, in Berlin, ist das schon eine ganze Ecke anders. Es fängt an mit den ewigen Adresswechseln und den Nachrichten von verpassten Briefen und zurückgesandten Einschreiben. Ich bin mit solcher Lust wieder ins Blaue gezogen, dass ich ganz vergessen habe, dass es Behören, Hochschulen, Banken, Eltern und ehemalige Mitbewohner gibt, die irgendetwas zu melden oder mitzuteilen haben. Nun denn, tun wir ihnen den Gefallen. Eine feste Adresse ist eingerichtet; Briefkästen kommen diese Tage auch noch ins neu sanierte Haus, wie ich höre; nächsten Samstag wird das frische Zimmer bezogen, ein Bett gekauft, wieder ein Fuss gestellt in das eine-feste-Bleibe-haben-Leben, mit all seinen Tücken und Annehmlichkeiten.

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