Prosa diesmal:
«In meinen Träumen seh ich eine Stadt zum Leben. Wo die Häuser Frisuren tragen aus rostigen Antennen. Wo Eulen in geborstenen Dachstühlen wohnen. Wo laute Musik, Rauchskulpturen und das satte Klicken von Billardkugeln aus den oberen Stockwerken maroder Industrieanlagen dringen. Wo jede Laterne aussieht, als beleuchte sie einen Gefängnishof. Wo man Fahrräder zum Abstellen ins Gebüsch drückt und Wein aus schmutzigen Gläsern trinkt. Wo alle jungen Mädchen die gleiche Jeansjacke tragen und ständig Hand in Hand gehen, als hätten sie Angst. Angst vor den anderen. Vor der Stadt. Vor dem Leben. Dort laufe ich barfuss durch Baustellen und sehe zu, wie mir der Matsch durch die Zehen quillt.»
Juli Zeh - Corpus Delicti
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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.