Oct 30, 2009

the happening world

Das eiskalte Wasser trifft mich wie ein Faustschlag und aktiviert die Bereiche des Gehirns, die ganz hinten liegen. Noch vor einigen Stunden wollte ich die Sveta Sava anschauen gehen, bis mir auf dem Weg eingefallen ist, dass die ja in Belgrad steht, ich aber auf meinem Fahrrad in Berlin sitze. Die Desorientierung hat abgenommen in den letzten Tagen, aber gewisse Bremseffekte bleiben eben. Der Alkohol hier macht nicht wirklich betrunken, nicht so wie das Bier aus Sarajevo, das wir uns im Transit-Zug in 2.5L-Portionen genehmigten. Das Geplauder auf Parties hat nicht diese drängende Wichtigkeit, diese existentielle Note, die wir in Belgrad fanden. Wenn man aus dem Osten in den Westen kommt, wird alles etwas schaler und eindimensionaler, und man fragt sich, wie die Menschen hier mit dem ganzen Sinnverlust überhaupt umgehen.
Erkennt das Gehirn die Zustände vor den eigenen Augen nicht wieder, erfindet es eben Sachen dazu. Nur unter dem eiskalten Wasser, mithilfe seiner hinteren Bereiche, wusste ich wieder, wo ich war: unter einer kalten Dusche an der Schönhauser Allee.

No comments:

Post a Comment

Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.