Die Kennenlern-Runde im Bus nach Pristina lief so ab, dass der Fahrer nach dem Passieren der kosovarischen Grenze die Namen der Passagiere in den Paessen vorlas und sie uns dann einzeln nach hinten reichte. Es waren viele Stammgaeste dabei, die die Route wohl oefters fuhren, der Fahrer verfaelschte ihre Namen, sprach sie falsch aus und das Spiel lief unter viel Gelaechter ab. Ueberhaupt liess der Fahrer oft sein froehliches, dunkles Lachen ertoenen, er war fast die gesamte Fahrt ueber am Telefon und schien viel Spass zu haben. Die Landschaft wurde bergiger, je weiter wir Richtung Suedwest fuhren, wir erreichten die Grenze, als es dunkelte. Die Beamten machten einen ernsten Eindruck, der Bus wurde genauestens durchsucht. Die Strassen in Serbien waren schlecht gewesen und verschwanden teilweise gaenzlich, im Kosovo war der Belag besser.
An einer Tankstelle zwischen Mitrovica und Pristina stiegen einige Passagiere in einen anderen Minibus um, der uns dann vorausfuhr. Unser Fahrer liess es sich nicht nehmen, auf dem halbfertigen Zubringer zur Autobahn zwischen Baustellen und Pylonen hindurch die Verfolgung aufzunehmen, unser Bus war leichter und hatte den staerkeren Motor. Nach einigen waghalsigen Ueberholmanoevern bemerkte ich, dass wir Pristinas Stadtgebiet bereits wieder verliessen, ich intervenierte, der Fahrer wendete, fuhr auf einer holprigen Seitenstrasse zurueck und liess mich im dunklen Nirgendwo der Vororte aussteigen. Ich gab ihm meine letzten Dinar. Die Nacht im Kosovo war deutlich kaelter als in Nis, ich wickelte mir meinen Schal um, der im Wind hinter mir herflatterte. Ein Taxi, das am Strassenrand stand, fuhr mich durch die verwinkelte Stadt, einen Huegel hinauf und brachte mich zum Gaestehaus in der Velaniastrasse, dem einzigen der Stadt. Schon wenige Minuten spaeter war ich mit zwei Australiern und einem langhaarigen Iren zu Fuss auf dem Weg zurueck nach downtown. Ramadan hatte gerade begonnen, kein Club und keine Bar hatte geoeffnet, so verbrachten wir notgedrungen einige Stunden in der Vertigobar auf dem Dach eines Hochhauses etwas ausserhalb an der Autobahn, wo wir assen und einige Bier tranken. In Thailand nennt man es farang-place - ein Ort fuer Expats und Kosovaren, die gerne welche waeren.
Sep 3, 2009
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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.