Auf dem langen Weg aus der verwinkelten, wunderschoenen Hafenstadt Saranda zurueck nach Tirana klingelte mein Handy, es war Allan. Gerade noch rechtzeitig, denn mein Bus schickte sich gerade an, die Stadt zu verlassen, in er er wohnte: Gjirokastra, die Steinstadt im Steintal der Drinos, Geburtsort von Enver Hoxha und Ismail Kadare. Suedlich von Saranda kam nur noch Griechenland, und nachdem sich vor meinen Augen die Pracht der Kueste zwischen Vlore und Saranda entfaltet hatte, war ich eigentlich zufrieden. Das Tal, in dem Gjirokastra liegt, ueberwaeltigte mich dann mit seiner Kulisse. Urspruenglich hatte ich ja fuer einige Monate nach Kasachstan fahren wollen, und dieses Tal war dafuer ein guter Ersatz.
Nach Besichtigung der Festung und der Altstadt traf ich im Cafe am zentralen Platz die Japanerin Mika, die aus Griechenland kommend ebenfalls durch Zufall hier gelandet war. Wenig spaeter stiess Allan zu uns. Allan war ein juedischer, ukrainisch-staemmiger Amerikaner, der als Freiwilliger der amerikanischen Regierung in Georgien stationiert gewesen war, bis dort der Boden bebte und die Russen kamen. Nun war er in Albanien und genauso gluecklich wie im Kaukasus. Sein Albanisch war perfekt, er machte absichtlich Fehler, damit er weiterhin den Auslaender-Bonus bei den Einheimischen bekam und nicht als Landsmann durchging. Wir kochten gemeinsam, tranken albanischen Wein, sassen auf der Terasse seiner Wohnung mit Sicht auf die imposante Festung unter dem nunmehr abnehmenden Mond und beredeten die Dinge, die uns noch unklar waren: Die Geschichte der Stadt und die Ausrichtung der Bunker in der Gegend, von denen Hoxha hunderte in langen Reihen im Tal errichten liess (sie sind nach Griechenland ausgerichtet); der Einfluss von ehemals imperialisitschen Staaten im heutigen Balkan, die Lotterie-Unruhen von 1997 und der Waffenbesitz, die Unfaehigkeit, bleibende Werte in der Zivilgesellschaft zu schaffen, wo doch jeder junge Albaner einfach nur ins Ausland will. Die Hunde der Altstadt stimmen sich im Chor zum naechtlichen Gebell ein.
Sep 20, 2009
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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.