Sep 26, 2009

Fast Sarajevo XXV

Tirana, 11. 09.

Wieder zurueck im Blloku pendelten Mika und ich zwischen den Bars, die mir noch vertraut waren. Hinter schweren Eisentoren standen Waechter in Khaki, Kalaschnikows unter dem Arm, grimmige Gesichter, die unter Schirmmuetzen hervorlugten. Einen Blick auf die Maenner erhaschte man bloss, wenn gepanzerte Limousinen und Jeeps jene Anwesen verliessen, die solche Tore noetig hatten. Auf der Dachterrasse des "LivingRoom", in den halbdunklen, verschnoerkelten Raeumen in den Etagen darunter, im Garten des Folié mit seinem holzgetaefelten, theateraehnlichen Interieur und den pseudo-steinernen Bloecken voll von Ornamenten, auf denen die Bar ruhte, rammten wir uns in die Polster, die wir dort fanden und fuehlten uns umarmt von der Stadt und ihrem Rhythmus. An den Tischen neben uns sass ein Publikum, dessen Freizuegigkeit wir in den kleineren Staedten Albaniens vermisst hatten. Postmodern. Dralle, zurechtgemachte Damen sassen auf dem Schoessen von Maennern, kurze Roeckchen flatterten durch die Nacht, hautenge Jeans wurden von ihren Traegerinnen die schmalen Treppen hinaufbemueht. Die eckigen Lederhandtaeschchen fuer Maenner - haeufig zu finden in Europas Osten und Sueden - wurden hier gerne ueber die Schulter getragen, die Gesichter waren breit, hart, dunkle Augen lagen unter einer hohen Stirn. Wir tranken viel und rauchten viel, wir wollten die Gedanken an die Busfahrt hierher aus unseren Koepfen verbannen, und auch die Gedanken an den Aufbruch am naechsten Tag, und ueberhaupt alle Gedanken, die von anderen Orten und einer anderen Zeit handelten und andere Leute beinhalteten als uns beide.

Wir gingen zurueck zum Hostel, als das Geraeusch des Stuehlerueckens immer mehr zu vernehmen war zwischen dem Laerm der Konversationen, und wir fuerchteten, dass es bald daemmern wuerde. Wir verbrachten noch eine lange Zeit auf den Sofas in der Pergola des Hostels, im nunmehr stillen Innenhof, umgeben von dem schlafenden Gebaeude, ueber uns, vorbei am Geaest der Limonenbaeume und Weintraubenranken sahen wir bloss den stahlgrauen Himmel der spaeten Nacht, und die unheimlichen Silhouetten der Wohnblocks nicht weit von uns, Reihen ueber Reihen von kleinen, zellaehnlichen Balkonen, von denen einige noch erleuchtet waren.

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