Jun 27, 2009

the happening world

Anstatt zum Amusement ins Olympiastadion zu fahren, könnte man einfach in diese Tropical-Islands-Vergnügungshalle im alten Cargolifter-Werk tuckern, oder zum Beispiel zur Fusion. So lange ungefähr dauert nämlich die Reise in den äusseren Westen der Stadt, dorthin, wo Stelen und arische Sportlermonumente Zeugnis ablegen von der architektonischen Geschichte Berlins. Für die Fusion war das Wetter etwas bescheiden, und so fuhr ich natürlich trotz der Fahrzeit zum Sommerfest, denn ich wollte mir die Sause nicht entgehen lassen. Es war dann auch ein prächtiger Anblick, den das Catering- und Event-Team und Bayer-Schering angerichtet hatte. Wir wurden über das Marathon-Tor ins Stadion hineingeleitet, so dass sich das hellerleuchtete Rund vor uns ausbreitete wie eine offene Auster. Oben auf der Treppe nahm ich erstmal einen Sekt, und am Fuss von ihr gleich noch einen. Für das leibliche Wohl sorgten unzählige Grillstände, Salat-, Hauptgang- und Dessertbuffets sowie Getränkebons, die man uns am Eingang verschwörerisch zusteckte. Auf den Tanzflächen des VIP-Forums wurde dann gegen zwölf auch schon mehr oder weniger enthemmt getanzt. Nach zwei, drei Weissweinen, einigen Bieren, einem Cosmo an der Merengue-Bar, guten Gesprächen mit meinen Arbeitskollegen und einem Lichtspektakel in der Arena verliess ich dann aber die Sportstätte, um mich dem freitäglichen Treiben in Prenzlauer Berg zu widmen. Natürlich wäre es toll gewesen, eine Frau aus der mittleren Führungsebene vom Marketing kennenzulernen.


Am nächsten Morgen ist es immer noch dieses unentschlossene Wetter, ich setze mich in mein Café und esse – noch etwas zittrig von der Nacht und dem Hunger nach Frühstück, die Beine müde vom Laufen, Treppensteigen, Trinken – das beste Müsli des ganzen Viertels. Michael Jackson ist auf dem Titelbild der Zeitung, er wird auch im Feuilleton hervorragend diskutiert. Ich skippe bis «Give in to me» und erinnere mich an die Booklets, die mit ihren enggedruckten Liedtexten wie kleine Fibeln der Musik und des ewigen Suchens nach einem perfekten künstlerischen Ausdrucks wirkten.

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