Jun 12, 2009

the happening world

Der Gehweg der Danziger gleicht einem Brachland. Auf der Achse Bernauer-Eberswalder-Danziger finden die derzeitigen Sanierungspläne im Prenzlauer Berg ihre Anwendung. Ganz abgesehen von den Arbeiten auf der U2 und der Torstrasse. Wie man hört, wird bald auch die Kastanienallee dransein, dann ist die Zeit der breiten Bürgersteige und des relativ ruhigen Verkehrs möglicherweise erstmal vorüber.

Der Wind bläst aprilgleich. Dieser Stadtsturm ist etwas, was ich mit Deutschlands Norden verbinde, Hamburg war mir stets zu zugig, in Berlin geht es eigentlich, ich frage mich bloss, wie die Leute bei dem Wind ihre Frisuren so gut behalten können. Ich war ja gerade heute erst beim Friseur, und habe neben höheren Preisen auch feststellen können, dass mich die dauerhafte Beschallung mit elektronischer Musik, die ich einst kreativ und anregend fand, nun etwas ermüdet. Ich frage mich, wie die Friseusen und Friseure das aushalten und sich diesen Sound allen Ernstes des Nachts auch noch in der Arena oder dem Watergate anhören können.

Die Abende werden derweil voller und voller und ich kann das Funkstille-Syndrom nun auch bei mir beobachten, ich bin je länger je mehr eingebundener in meinen Aktivitäten, so dass die Benachrichtigung von Freunden und Familie nicht mehr im üblichen Rhythmus stattfindet. Um diese Zeitlosigkeit, diesen Grad der Beschäftigung zu erreichen, dazu bin ich recht eigentlich aber aufgebrochen. Habe mich nicht vollkommen wohnlich eingerichtet. Um nicht Zuhause im Schönen zu versacken. Mit dem dritten Umzug Ende Juni wird das gemütliche Einrichten aber ganz nach meinem Geschmack endlich stattfinden und ich frage mich, ob dann die Unternehmungslust geordnete, ruhigere Züge annimmt.

Fürs erste ist aber Urlaub angesagt, kein Blogalarm und Handyklingeln. Ich werde ab Samstag für eine Woche in Italien weilen und auf einer Konferenz erneut die Vereinbarkeit von Spiritualität und Wissenschaft ausloten. Sieben reiche Tage mit viel Essen und Gesprächen und Sonne. Ich habe die Vermutung, dass die Reiseberichte und Alltagsbeobachtungen nach meiner Rückkehr wieder jene Atemlosigkeit und Dynamik annehmen werden, die sie schon im letzten September hatten.

Der Wind in den Bäumen klingt manchmal wie Regen.

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