Jul 27, 2009

the happening world

Es ist tropisch draussen, die Fahrt durch die vorabendliche Stadt gerät zur sommerlichen Bummeltour, es ist warm, die Leute schön. Die Arbeit wogt noch, unüberblickbar wallen ihre kleinen Hinterhältigkeiten, die sie für mich bereithält, vergessene Aufgaben oder Unerledigtes in der Nachbarabteilung, schnelle Jobs von den Kolleginnen, wo ich doch nur sitzen will, um meinen Bericht zu tippen.
Und the whitest boy alive singt «Time-bomb, time-bomb, o-uh time-bomb, time-bomb, time-bomb, time-bomb, oh-u-o time-bomb, time-bomb», und die schönsten Gitarrenriffs quengeln wie Kinder, «bitte, wir wollen das nächste Lied hören...».
Und das Wochenende liegt hinter mir wie ein grosses, schweres, schlafendes Etwas, eineinhalb Tage detox in der Uckermark zu dritt, den stärksten Regen im Auto ausgestanden, das leichte Nachregnen noch abgefangen, um dann pünktlich um sieben Uhr abends mit blauem Himmel und tiefer Sonne im kleinen Wald am See mit Strand wild das Zelt aufzubauen. Und eine schwere Nacht, und eine lange Jogging-Runde um das Gewässer, und erste zaghafte Schwimmzüge in dem kalten Nass, und eine Theateraufführung auf dem Gutshof in Lanke, und eine Fahrt zurück durch die Mark und hinein ins fröhlichere, schönere Berlin.
Und noch eine Party, und noch ein Umziehen der Kleider, und nochmal die Tasche umgepackt und mit den Zutaten für den schönsten After-dinner-drink losgedüst.
Und noch eine kleine Hektik erlaubt, schon die Tasche in Zitronensaft gebadet, das Handy nass und tot.
Und noch ein gezwungenes Zurücklehnen nötig, um bei all dem Schlamassel, den anstehenden Feiern, Abflügen, Programmen nicht zu verzweifeln, «detox! detox!», ruft der Magen und jetzt auch der Kopf.

Das ist es - so kurz vor der Abreise, dieses Gefühl von absoluter Gesättigtheit, verbunden mit dem Wunsch, einfach nicht aufzuhören, sich etwas unbeholfen weiter durch Partys zu plappern, die Arbeit bei der Stange zu halten, noch ein Terminchen und noch ein Abendessen. «All das Fleisch, denke ich. Und all meine Gelüste.» - heisst es in Neuromancer.

«Wieviele Brezeln passen in eine Nacht», heisst es in der FAZ, wo dem nächtlichen Brummen dieser Hauptstadt auf den Grund gegangen wird, den ungezählten Anlässen und Buffets, und den Menschen, die sie besuchen, und sich zwischen ihnen herumkutschieren lassen wie Roulette-chips, die man über das grüne Tapis schiebt.

Das Brummen in meinem Kopf wird erst enden, wenn ich mit Verabredung für Freitagabend, gepacktem Koffer, abgeschlossener Arbeit, verabschiedeten Freunden und Kolleginnen und übergebenem Zimmer auf dem Weg nach Tegel bin.

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