Jul 11, 2009

tracking with close-ups

In den Momenten, wenn die Fahrt in den Urlaub irgendwie nicht mehr so recht zwischen Arbeit und Urlaub reinpassen will, regt sich in mir die Frage, wie dieser Wechsel überhaupt vonstatten gehen soll, ob ich etwas falsch gemacht habe. Im Grunde habe ich aber alles richtig gemacht, indem ich beschlossen habe für das Wochenende in das Landhaus von Bekannten in Ostvorpommern zu fahren. Wenn das Häusermeer draussen vor dem Zugfenster lichter wird und der Kopf langsam auf Landlaune wechselt, wenn sich nach kurzen Schauern bei Prenzlau die Wolken verziehen und der Horizont gutes Wetter verspricht, dann ist die Reise wie geplant schon selbst zum Urlaub geworden. Am Bahnhof von Züssow schnalle ich mir die Ledertasche um und fahre die ersten Kilometer auf dem seit Monaten nicht mehr bewegten Rennrad. Schon auf den ersten Metern verfalle ich der Geschwindigkeit, ich hänge über den Lenker gebeugt einen Meter über dem Asphalt, der Rückenwind hilft mir dabei, mich 50 Stundenkilometern zu nähern, die Speichen der Räder zersägen die Luft, die dabei singt.

Wir braten ein Wildschwein über dem Holzkohlegrill, fangen früh genug mit Biertrinken an, stehen bald am Rande des kleinen Teichs und lauschen der barocken Wassermusik, die von vier Männern und einer Frau vorgetragen wird. Wir tanzen kurz darauf, und vermengen die vier Grundelemente Essen-Trinken-Musik-Tanz in den folgenden Abendstunden erneut und erneut, bis es dunkelt, der Himmel aber selbst um Mitternacht einen lichten Schein behält, so, wie ich es von den Sommernächten an der Ostsee in Erinnerung habe. Am nächsten Tag breche ich auf für eine kleine Rundfahrt durch die Ebene zwischen Greifswald und Anklam, drehe eine Runde auf Usedom und kämpfe mich durch den Gegenwind wieder zurück zum Landhaus. Die Strassen hier sind noch ursprünglich, es gibt einige frisch geteerte Schnellstrassen, und die Fahrradkarte leitet mich zwei-, dreimal auf schlechter werdende Plattenwege, die in Waldwege übergehen und mit dem Rennrad nicht machbar sind. Nach dem dritten Mal steige ich ab, schultere das Rad und stapfe mit den Schuhen, die nicht eben fürs Wandern gemacht sind, über den Sand des Feldweges und die vier Kilometer bis zum nächsten Dorf und der Fortsetzung des Asphalts. Dort, bei diesem langsamen Tempo, unter dem Rauschen der Bäume und inmitten der Weite der Heiden und Felder, sehe ich Vorpommern, wie es wohl auch die alten Preussen gesehen haben müssen.

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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.