Jul 31, 2009

Resignationsbekundungen

Die Lage muss als prekär bezeichnet werden. Ich rolle durch die Stadt, durch Aufgaben, Pläne und durch eine unruhige Eile, mit Vorhaben, die an einem Tag alleine überhaupt nicht bewältigt werden können, ach, eigentlich müsste das ganze Vorhaben selbst dann unmöglich sein, wenn ich tausend Jahre Zeit hätte. Die Mühlen der Bürokratie, dieses Systems aus gegenseitigen Versicherungen und Anfragen, mahlen unerbittlich. Fitness Studios sind ja ungefähr so haimässig wie Handyvertraganbieter, undurchsichtig in ihren Kosten, Klauseln und Kontrollen. Weil ich mein teures, clubgebundenes Abo nicht an eine Bekannte abtreten konnte, ich aber auch nicht gewillt war, 80 Tacken für nichts zu zahlen, musste eine andere Idee her.

«Herr Devid XXXXXX ist vom 01.08. - 31.09. geschäftlich für uns im Ausland unterwegs.»

Dieser schlichte Einzeiler, garniert mit Original-Firmenbriefkopf und schöner Unterschrift, hielt mir die Bezahlung trotz Nichtbenutzung vom Hals, weil Urlaub alleine als Pausierungsgrund nicht gilt. Man muss schon triftige Gründe haben, um von den Haien der Grossstadt in Ruhe gelassen zu werden, die einem gnadenlos an Brieftaschen, Handys und Terminkalendern hängen. Auch die Universität schiebt jetzt noch einige Anfragen zwecks unvollständigem Immatrikulationsantrag hinterher, will eine gesetzliche Krankenversicherungspolice haben. Die Universität - sie wird für einige Zeit wieder zum antragverschlingenden Monster, eine Maschine, die den Sachbearbeitern und Studenten ihre Verhaltensweisen vorgibt.

«Bitte machen Sie eine Kopie Ihrer Kopierkarte.»

- so witzelten wir damals, in Zürich noch, wenn wir dem Wahn der Bürokraten, Nachweise von nicht nachweisbaren Dingen zu verlangen, für einige Momente etwas Komisches abgewinnen konnten. Die Kopierkarte - sie steckt natürlich im Lesegerät neben der Repromaschine und kann unmöglich gleichzeitig auf der Scanscheibe liegen. So, wie auch ich nicht an zwei Orten gleichzeitig sein kann. Im Grunde aber bin ich es schon, das eine Bein ist schon in Tegel, der Fuss in der Maschine, Reihe 04D, für einmal nicht an den Notausgängen. Der Zeigefinger der linken Hand drückt schon den Halteknopf des Transferbusses ins Stadtzentrum, ein Muskel ist bereits angespannt beim Absetzen der Tasche im Zimmer des Hostels, in der Teatra-Strasse in Riga, heute, um 23:00 h osteuropäischer Sommerzeit.

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Ihr Senf, bitte. Am besten verdaulich und nicht zu dick aufgetragen.